Die
seligen Leut
Die "seligen Weiber", auch wilden Weiber, hausen
in den Felswänden von Oberplatten auf dem Ritten gegen
Signat hin, wo sie auch ein Felsenloch bewohnen.
In früheren Zeiten wohnten die "seligen Leute" auch
in den Waldgründen oder auf dem Steinpfarrerhof in Unterinn.
Eine selige Dirne verdingte sich beim Pfarrer auf dem Stein
und mahnte ihn immer, wenn's an der Zeit war zu säen.
Die Seligen dort oben liehen oft von den benachbarten
Bauersleuten Lebensmittel und stellten sie voll Unrath wieder
zurück.
Auf die Frage nach dem Grunde sagten sie, dass der Unrath,
den die Bauersleute bei der Arbeit nach dem Feierabend machten,
in ihre Nahrungsmittel falle.
Quelle: Volkssagen, Bräuche und Meinungen
aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf Heyl,
Brixen 1897, Nr. IV /88, Seite 273
|