Die
Hornerhexe
Nicht
weit von Oberbozen ragt ein Bühel in die Höhe,
der Ortnerkopf genannt. Von diesem aus sieht man leicht zum
Hornerbauern hinab. In der Nähe des Horners soll vorzeiten
eine Hütte gewesen sein, welche von einer Hexe bewohnt
war. Das Weib wurde aber wegen ihrer langen und krummen Nase
von den Bauernknaben der Umgebung gerne geneckt.
Eines Tages
standen wieder einige Buben auf dem Ortnerkopf, knallten
mit ihren Peitschen und schrien zur Hütte hinab: "Hornerhex,
Hornerhex, stöck dei Höft ausser!" Sie
meinten aber damit die lange Nase der Hexe. Als nun die Hexe
vor ihrer Hütte erschien, warfen sie auch noch Steine
auf sie hinab. Da streckte das Weib ihre Hand gegen die Büblein
aus, und jeder Stein fiel mit Gewalt auf denjenigen zurück,
der ihn geworfen hatte.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche
und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 296
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