Das
Hexenbödele
Das
Hexenbödele ist eine kleine Lichtung oberhalb von Lengstein,
in deren Mitte eine einzelne Lärche
hoch aufragt. Diese Lärche ist mit einem auffälligen "Hexenbesen" -
einer dichten Wucherung von Ästen und Zweigen - versehen
und zudem mit einem Kruzifix geschmückt. Am Hexenbödele
versammeln sich die Hexen zu Spiel
und Tanz
und es geht gar wild und sündhaft zu, wobei ein zufällig
Dazugekommener meist verloren ist.
Nur
einmal brüstete sich ein Bursche, dass er
sich vor Teufel und Hexen nicht fürchte und deshalb
ohne weiteres bereit sei, diesen Platz zu mitternächtlicher
Zeit aufzusuchen. Eine Wette war bald abgeschlossen, und
der kecke Bursche machte sich auf den Weg zum "Hexenbödele".
Doch
er kam nicht mehr zurück, und als man am darauffolgenden
Tag ihn suchen ging, fand man ihn tot auf dem Bödele
liegen. Die Hexen hatten ihn in den Boden hineingedrückt
und gestampft und so getötet. Zum Gedächtnis an
diesen auf so elende Weise Umgekommenen und auch zur künftigen
Fernhaltung des bösen Hexenspukes vom "Bödele",
brachte man an der Lärche auf der Mitte des Platzes
das Bild des Gekreuzigten an, der heute noch da hängt.
Weiters wird von einem Heumahder berichtet,
der einst ziemlich spät
abends auf das Hexenbödele kam und beobachtete,
wie da vor einem Schupfen eine Menge Paare sich lustig im
Reigen
drehten
und
festliches
Gelage hielten. Eingeladen durch Winke und Worte tanzte der
Mahder mit und taumelte endlich nach toll durchschwärmten
Stunden matt und müde in den Schupfen, wo er sich auf
weichem Lager zum Schlafe hinstreckte. Als er aber am Morgen
aufwachte, war er braun- und blaugedrückt, im Gesicht
noch zerkratzt, und sein weiches Lager war der Kuhmist.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und
herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien
1861, Nr. 356.
Quelle: Weber, P. Beda, Das Land Tirol, ein Handbuch für
Reisende. 2. Band, Südtirol. S. 212
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